Nach einer viel zu langen Pause melde ich mich wieder mit diesem Post. Ich habe die letzten beiden Wochen für eine kleine Umfrage unter meinen Freunden und Bekannten genutzt. Ich dachte mir: Warum nicht mal andere Leute in meinem Alter fragen? Sollte doch kein Problem sein. Aber falsch gedacht. Es wurde zu einem Problem.
Mein Freundeskreis ist ein Querschnitt aus meinem Leben und wohl auch aus der Gesellschaft. Schulfreunde, Kommilitonen aus dem Studium, Arbeitskollegen und Nachbarn. Darunter sind Top-Verdiener mit einem sehr hohen Einkommen oder geerbtem Vermögen und ein Geringstverdiener, der sich nur mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Die Mehrheit würde ich als Normalos einordnen, also mit einem Job, mittlerem Einkommen, einer Mietwohnung oder einem kleinen Häuschen. Allen habe ich die gleiche Frage gestellt: Wie gehst Du mit Geld um?
„Das geht doch niemanden etwas an“
Ich hätte nicht erwartet, dass die erste Reaktion meistens Ablehnung war. Aus Scham, Geheimniskrämerei oder Unwissen – keine Ahnung. Jedenfalls wollten vor allem die Normalverdiener nur ungerne über ihre Brieftasche reden. Dabei war ja schon vieles offensichtlich. Ich kenne von der Mehrheit die Verhältnisse aus dem Elternhaus, sehe das fast neue Auto in der Einfahrt, kenne die Jobs und kann auch selbst einschätzen, was so eine neue Küche oder der Urlaub kostet. „Was ist das für eine sch… Frage?“, meinte ein guter Freund. „Ich bin nicht sicher, was dich das angeht“, sagte mir eine Freundin. Mir verrieten die ablehnenden Worte, dass ich genau auf der richtigen Spur war.
„Das ist intimer, als würde man über Sex reden“
Wenn es das Wort „Geld-Prüderie“ noch nicht gibt, dann habe ich es hiermit erfunden. Denn es ist heute anscheinend einfacher über Sex zu reden, als über Finanzen. Das hätte ich nie erwartet. Als sich die Situation aber nach den ersten Abwehrversuchen lockert, senkt sich bei vielen die Stimme, sie flüstern, rücken näher an mich heran und tun geheimnisvoll, als sie über Ihren Umgang mit Geld sprechen.
„Willst du meinen Konotauszug sehen?“
Das sagte mir ausgerechnet ein Freund mit geringem Einkommen. Und er meinte es wohl ernst. „Wo nichts ist, da gibt es auch nichts zu verbergen“, meinte er und lacht. Er hatte überhaupt kein Problem damit, über Finanzen zu reden. Es sprudelte aus ihm heraus und ich erkannte, was ich nie erwartet hätte: Ausgerechnet er hat einen Plan und verfolgt diesen auch sehr stetig (siehe Teil 2 dieses Posts).
Geld und der Umgang damit ist sehr persönlich, fast schon intim. Ich bin nicht mal sicher, ab alle Paare in dieser Beziehung offen miteinander sind. Um Finanzen machen wir ein großes Geheimnis. Das ist einerseits verständlich. Der eigene Geldbeutel geht schließlich niemanden etwas an. Andererseits können sich so auch wirklich hartnäckige Rituale festsetzen, die zu schwerwiegenden Folgen führen könnten.
Was meine Freunde über ihren Umgang mit Finanzen sagten, das zeige ich Euch in der nächsten Woche.